Von Lena Krämer Nov, 16 2025
Ist Hanf einjährig oder mehrjährig? - Die Wahrheit über den Wachstumszyklus von Hanf

Wenn du Hanf anbauen willst, ist die erste Frage, die du dir stellen musst: Ist Hanf einjährig oder mehrjährig? Die Antwort ist einfach, aber viele verstehen sie falsch. Hanf ist einjährig. Das bedeutet, er keimt, wächst, blüht, setzt Samen und stirbt innerhalb eines einzigen Jahres. Es gibt keine mehrjährigen Hanfpflanzen in der Natur - zumindest nicht, die du zum Anbau nutzen kannst.

Warum Hanf einjährig ist - die biologische Wahrheit

Hanf (Cannabis sativa) gehört zur Familie der Cannabaceae und ist evolutionär darauf ausgelegt, schnell zu wachsen und sich in einer Saison zu vermehren. Das ist kein Zufall. Hanf wächst in Regionen mit klaren Jahreszeiten - von den kühlen Gebieten Osteuropas bis zu den warmen Zonen Nordamerikas. In diesen Gebieten ist der Sommer kurz, der Winter hart. Eine Pflanze, die länger als ein Jahr braucht, würde nicht überleben. Hanf hat sich daher auf einen schnellen Lebenszyklus eingestellt: Keimung im Frühjahr, schnelles Wachstum im Sommer, Blüte im Spätsommer, Samenbildung im Herbst - und dann ist Schluss.

Im Gegensatz zu Pflanzen wie Holunder oder Beerensträuchern, die Jahr für Jahr zurückkehren, stirbt Hanf mit dem ersten Frost komplett ab. Seine Samen überwintern - nicht die Pflanze selbst. Diese Samen liegen im Boden, bis die Temperaturen im nächsten Frühjahr wieder steigen. Dann keimen sie neu. Das ist der Kern des einjährigen Lebenszyklus.

Was viele falsch verstehen: Hanf als „mehrjährig“ zu sehen

Du hast vielleicht gehört, dass Hanf mehrjährig sei - besonders wenn du dich mit CBD-Öl oder medizinischem Cannabis beschäftigt hast. Da liegt ein Missverständnis. Manche Menschen verwechseln Hanf mit anderen Cannabispflanzen, die in warmen Klimazonen als Sträucher wachsen. Oder sie sehen, wie Hanf in Gewächshäusern über mehrere Monate gehalten wird und denken, das sei mehrjährig. Aber das ist künstlich.

Im Freiland, in Deutschland, Österreich oder der Schweiz, ist Hanf immer einjährig. Selbst wenn du ihn im März aussaust und bis November wachsen lässt - er stirbt danach. Keine Pflanze bleibt stehen. Keine Wurzeln überwintern. Keine Stängel treiben im nächsten Jahr wieder aus. Das ist nicht wie bei Tomaten oder Basilikum, die man manchmal als „jährlich“ bezeichnet, obwohl sie in warmen Klimaten mehrjährig wachsen können. Hanf hat diese Option nicht.

Wie du den einjährigen Zyklus für deinen Anbau nutzt

Wenn du Hanf anbauen willst, musst du den einjährigen Zyklus als deine Zeitlinie nehmen. Hier ist, wie es funktioniert:

  1. Keimung (April-Mai): Die Samen brauchen Bodentemperaturen von mindestens 8-10 °C. In Berlin oder München ist Ende April der ideale Zeitpunkt. Zu früh, und die Samen faulen im kalten Boden. Zu spät, und du verpasst die volle Wachstumszeit.
  2. Vegetative Phase (Mai-Juli): In dieser Phase wächst die Pflanze nur nach oben und bildet Blätter und Stängel. Sie braucht mindestens 16 Stunden Tageslicht. In Deutschland ist das kein Problem - die Tage sind lang.
  3. Blüte (August-September): Hanf blüht, wenn die Tageslänge unter 12 Stunden fällt. Das passiert von allein im Spätsommer. Keine künstliche Dunkelheit nötig - im Gegensatz zu Indoor-Anbau. Die Blüten bilden sich an den Spitzen der Äste.
  4. Reife und Ernte (September-Oktober): Die Blüten werden weiß, die Trichome werden trüb oder bernsteinfarben. Dann ist die Erntezeit. Wenn du zu lange wartest, fallen die Samen ab. Wenn du zu früh erntest, ist der Cannabinoid-Gehalt zu niedrig.
  5. Ende des Zyklus (November): Nach der Ernte stirbt die Pflanze. Die Blätter werden gelb, der Stängel wird holzig. Du kannst sie kompostieren - aber nicht zurückschneiden und überwintern lassen.

Das ist der natürliche Rhythmus. Wer das ignoriert, verliert Zeit und Ertrag. Einige Anfänger versuchen, Hanf im Herbst zu schneiden und im Winter im Gewächshaus weiterzuziehen. Das funktioniert nicht. Die Pflanze hat keine Energie mehr. Sie ist am Ende ihres Lebenszyklus.

Hanf mit blühenden Spitzen im Spätsommer, Samen fallen auf den Boden.

Was mit den Samen passiert - der Schlüssel zum nächsten Jahr

Der einzige Weg, Hanf von Jahr zu Jahr anzubauen, ist über die Samen. Wenn du eine gesunde Pflanze erntest, sammelst du die Samen. Die besten Samen kommen von weiblichen Pflanzen, die nicht bestäubt wurden - also von sinsem (samengelösten) Hanf. Diese Samen sind robust, haben eine hohe Keimrate und tragen die genetischen Merkmale der Mutterpflanze.

Im Herbst legst du sie in einen trockenen, kühlen Ort - am besten in einen verschlossenen Glasbehälter im Kühlschrank. Im Frühjahr, wenn die Erde warm genug ist, pflanzt du sie wieder aus. Das ist der einzige Weg, Hanf nachhaltig anzubauen. Keine Pflanze bleibt. Aber die Samen überleben. Und das ist genug.

Einjährig ≠ schlecht - Warum das sogar Vorteile hat

Viele denken, einjährig sei schlecht. Aber das stimmt nicht. Einjährig bedeutet: schnelle Ernte, klare Planung, keine langfristige Pflege. Du musst keine überwinternden Pflanzen schützen. Keine Wurzeln, die im Winter faulen. Keine unerwarteten Krankheiten, die sich im Boden ansiedeln.

Du kannst jedes Jahr neue Sorten ausprobieren. Du kannst die Standorte wechseln, um den Boden zu schonen. Du kannst gezielt Sorten wählen, die für deine Region optimal sind - ob es jetzt um hohe CBD-Werte, schnelles Wachstum oder Widerstandsfähigkeit geht. Einjährig macht Hanf flexibel. Es macht ihn perfekt für kleine Anbauer, die nicht über große Gewächshäuser oder langfristige Investitionen verfügen.

Was du nicht tun solltest - häufige Fehler beim Hanfanbau

  • Nicht im Winter säen: Hanfsamen brauchen Wärme. Sie keimen nicht bei 2 °C. Selbst wenn du sie im November in die Erde steckst, warten sie - und verlieren ihre Keimfähigkeit.
  • Nicht versuchen, die Pflanze zu retten: Wenn die Blüten abgeblüht sind, hilft kein Dünger mehr. Die Pflanze hat ihren Job erledigt. Du kannst sie nicht „zurückziehen“.
  • Nicht mit mehrjährigen Pflanzen verwechseln: Hanf ist nicht wie Hopfen oder Lavendel. Du kannst ihn nicht als Staudenpflanze im Beet lassen.
  • Nicht auf „mehrjährige Hanfsorten“ hereinfallen: Es gibt keine. Wer das behauptet, verkauft dir entweder falsche Samen oder versteht die Botanik nicht.
Getrocknete Hanfstängel nach der Ernte mit einem Glas voller Samen auf dem Boden.

Was kommt nach der Ernte? - Der Kreislauf schließt sich

Nach der Ernte ist nicht Schluss. Du hast jetzt Samen. Du hast Boden, der durch Hanf aufgelockert wurde - seine tiefen Wurzeln haben den Boden durchlüftet und Nährstoffe aus tieferen Schichten angehoben. Du hast organischen Rückstand, den du kompostieren kannst. Und du hast gelernt, wie der Zyklus funktioniert.

Im nächsten Jahr kannst du das Gleiche wiederholen. Mit denselben Samen oder mit neuen. Mit anderen Sorten. Mit anderen Anbautechniken. Du bist nicht an eine Pflanze gebunden - du bist an einen Prozess gebunden. Und das ist die Stärke von Hanf: Er ist einfach, klar, und er folgt den Regeln der Natur.

Wie du deine eigene Hanfsaat vorbereitest

Wenn du Hanf anbaust, solltest du nicht jedes Jahr neue Samen kaufen. Das ist teuer und unnötig. Hier ist, wie du deine eigene Saat vorbereitest:

  1. Wähle die stärksten, gesündesten Pflanzen aus - keine mit Schäden oder Pilzbefall.
  2. Wenn die Blüten trocken sind und die Samen leicht abfallen, schneide die Äste ab.
  3. Hänge sie kopfüber in einer trockenen, dunklen, gut belüfteten Ecke - zum Beispiel in einer Garage oder einem Schuppen.
  4. Wenn die Samen ganz trocken sind, löse sie vorsichtig aus den Blüten.
  5. Reinige sie von Blätterresten und leg sie in ein dunkles Glas mit Silikagel-Päckchen.
  6. Speichere sie im Kühlschrank (4-8 °C) bis zum nächsten Frühjahr.

Diese Samen kannst du 3-5 Jahre aufbewahren - und sie keimen immer noch. Das ist die wahre Nachhaltigkeit beim Hanfanbau.

Frequently Asked Questions

Ist Hanf in Deutschland legal anzubauen?

Ja, aber nur mit Genehmigung und nur wenn der THC-Gehalt unter 0,2 % liegt. Du darfst nur Hanfsamen kaufen, die auf der EU-Zulassungsliste stehen. Der Anbau ist für Privatpersonen erlaubt, aber nur für industrielle Zwecke - also nicht für den Konsum der Blüten. Die Blüten dürfen nicht getrocknet oder verarbeitet werden, sonst verstößt du gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Kann Hanf in einem Gewächshaus mehrjährig wachsen?

Nein. Selbst im Gewächshaus bleibt Hanf einjährig. Du kannst die Lichtbedingungen verändern, um die Blüte zu verzögern, aber die Pflanze hat keine biologische Fähigkeit, über mehrere Jahre zu überleben. Sie verliert nach der Blüte ihre Energie, ihre Zellen altern, und sie stirbt ab. Kein Gewächshaus kann das ändern.

Warum gibt es dann viele Fotos von „mehrjährigem Hanf“?

Das sind meistens andere Pflanzen - zum Beispiel Hopfen, der optisch ähnlich aussieht. Oder es sind Indoor-Pflanzen, die künstlich durch Lichtsteuerung über mehrere Monate am Leben gehalten werden. Aber das ist kein natürliches Verhalten. In der Natur gibt es keine mehrjährigen Hanfpflanzen.

Wie lange dauert es, bis Hanf blüht?

Hanf blüht normalerweise zwischen 6 und 10 Wochen nachdem die Tageslänge unter 12 Stunden fällt. In Deutschland passiert das meistens ab Mitte August. Von der Aussaat bis zur Ernte brauchst du insgesamt 120 bis 150 Tage - je nach Sorte. Schnelle Sorten sind in 100 Tagen fertig, langsame brauchen bis zu 180 Tage.

Kann ich Hanf im Topf anbauen?

Ja, aber nur, wenn der Topf groß genug ist - mindestens 20 Liter Volumen. Hanf hat ein tiefes Wurzelsystem. In kleinen Töpfen wird die Pflanze gestresst, wächst schlecht und produziert wenig. Auch im Topf bleibt sie einjährig. Du kannst sie nicht überwintern - auch nicht in der Wohnung. Nach der Ernte stirbt sie ab.