Von Lena Krämer Nov, 11 2025
Ist Hanf einjährig oder mehrjährig? Die Wahrheit über den Anbau von Hanf

Wenn du Hanf anbauen möchtest, fragst du dich wahrscheinlich: Wächst Hanf jedes Jahr neu oder bleibt er mehrere Jahre stehen? Die Antwort ist einfach, aber oft missverstanden: Hanf ist einjährig. Das bedeutet, er keimt, wächst, blüht, setzt Samen und stirbt innerhalb eines einzigen Jahres. Es gibt keine mehrjährigen Hanfpflanzen in der Natur - und auch keine gezüchteten Sorten, die das ändern.

Warum ist Hanf einjährig?

Hanf (Cannabis sativa) ist eine Pflanze, die evolutionär darauf ausgelegt ist, schnell zu wachsen und viele Samen zu produzieren, bevor der Winter kommt. In den gemäßigten Zonen Europas, wie in Deutschland, ist der Wachstumszyklus auf die Sommermonate ausgerichtet. Die Pflanze braucht warme Tage, lange Lichtphasen und viel Sonne - alles, was sie im Frühjahr und Sommer bekommt. Sobald die Tage kürzer werden und die Temperaturen fallen, beginnt sie zu blühen, setzt Samen und stirbt ab.

Diese Strategie ist effizient. Einjährige Pflanzen investieren ihre gesamte Energie in eine einzige, starke Wachstumsphase. Sie brauchen keine Wurzelsysteme, die über Jahre überleben, und keine Speicherorgane wie Knollen oder Rhizome. Stattdessen setzen sie alles auf Samen. Ein einziger Hanfstrauch kann tausende Samen produzieren. Diese überwintern im Boden und keimen erst im nächsten Frühjahr - wenn die Bedingungen wieder stimmen.

Was ist mit mehrjährigen Pflanzen? Gibt es Ausnahmen?

Manche Menschen behaupten, sie hätten Hanf über den Winter überleben sehen - besonders in milden Regionen oder wenn die Pflanze in einem geschützten Gewächshaus stand. Das ist verständlich, aber irreführend. Wenn eine Hanfpflanze im Winter grün bleibt, ist sie entweder:

  • eine andere Pflanze, die Hanf ähnelt (z. B. Holunder oder Brennnessel)
  • eine Pflanze, die durch künstliche Licht- und Temperaturbedingungen im Gewächshaus am Leben gehalten wurde
  • eine Pflanze, die nicht vollständig abgestorben ist, aber nur noch ein abgestorbener Stamm mit verholzten Stängeln ist - keine lebende Pflanze mehr

Es gibt keine wissenschaftliche Studie, keinen botanischen Nachweis und keine Züchtung, die eine mehrjährige Hanfpflanze belegt. Selbst in den wärmeren Gebieten der Welt - wie in Teilen Südamerikas oder Südostasiens - bleibt Hanf einjährig. Selbst dort, wo es fast kein Winter gibt, wachsen Hanfpflanzen in einem Jahr durch, produzieren Samen und sterben ab. Sie keimen nicht von selbst wieder.

Wie sieht der Lebenszyklus von Hanf aus?

Wenn du Hanf im Garten anbaust, kannst du den Lebenszyklus in vier klare Phasen teilen:

  1. Keimung (1-2 Wochen): Die Samen quellen auf, brechen aus der Schale und schicken einen Keimling nach oben. Du brauchst feuchte, warme Erde (mindestens 15 °C) und Licht.
  2. Wachstumsphase (4-6 Wochen): Die Pflanze bildet Blätter, Stängel und Wurzeln. Jetzt braucht sie viel Sonne (mindestens 6-8 Stunden täglich) und regelmäßige Bewässerung. In dieser Phase wächst sie am schnellsten - bis zu 10 cm pro Tag.
  3. Blütephase (6-10 Wochen): Sobald die Tage kürzer werden (ab Mitte Juli), wechselt die Pflanze in die Blüte. Sie bildet Blütenstände, die sich mit Harz und Samen füllen. Bei weiblichen Pflanzen entstehen die berühmten Blüten mit CBD oder THC - je nach Sorte.
  4. Reife und Absterben (2-4 Wochen): Die Samen werden braun, die Blätter gelb. Die Pflanze stirbt ab. Jetzt ist die Erntezeit. Wenn du die Samen nicht erntest, fallen sie auf den Boden und überwintern.

Der gesamte Prozess dauert zwischen 10 und 16 Wochen - je nach Sorte und Wetter. Das ist kurz. Aber es ist effektiv. Keine andere Pflanze im Garten wächst so schnell und produziert so viel Biomasse in so kurzer Zeit.

Vier Szenen zeigen den jährlichen Lebenszyklus der Hanfpflanze: Keimung, Wachstum, Blüte und Absterben.

Was passiert mit den Samen im Winter?

Die Samen sind das Überlebenswerkzeug von Hanf. Sie haben eine harte Schale, die Feuchtigkeit und Kälte abhält. Sie liegen im Boden, bis der Frühling kommt - mit warmer Erde, längerem Licht und Regen. Dann keimen sie von selbst. Das ist der Grund, warum manchmal Hanf an unerwarteten Stellen wächst: an Straßenrändern, auf Brachflächen oder zwischen Ziegelsteinen.

Wenn du Hanf anbaust und Samen sammeln willst, musst du sie vor dem Winter trocknen und kalt lagern. Sie halten bis zu fünf Jahre, wenn sie trocken und dunkel aufbewahrt werden. Aber sie keimen nicht, wenn sie im Boden bleiben - sie warten einfach. Das ist kein mehrjähriger Lebenszyklus. Das ist eine Pause.

Warum verwechseln Menschen Hanf mit mehrjährigen Pflanzen?

Es gibt mehrere Gründe für diese Verwirrung:

  • Verwechslung mit anderen Pflanzen: Einige Kräuter wie Salbei, Lavendel oder Rosmarin sehen von weitem ähnlich aus - und sie sind mehrjährig. Wer sie nicht kennt, denkt: „Das ist doch Hanf.“
  • Unsachgemäße Ernte: Wenn du Hanf nicht komplett abgeschnitten hast, bleibt ein Stängel stehen. Im Frühjahr sieht er aus wie ein neuer Trieb - aber es ist nur der alte, verholzte Stamm. Kein neues Wachstum.
  • Missverständnisse aus dem Cannabis-Anbau: Bei medizinischem Cannabis wird oft von „Stamm-Pflanzen“ gesprochen. Das sind aber nicht mehrjährige Hanfpflanzen, sondern Klon-Pflanzen, die aus Stecklingen gezogen werden. Diese sind genetisch identisch mit der Mutterpflanze, aber sie wachsen nicht aus den Wurzeln der alten Pflanze - sie sind neue Pflanzen.

Die Wahrheit bleibt: Hanf ist einjährig. Punkt.

Hanfsamen im winterlichen Boden unter Schnee, mit einem sanften Lichtzeichen für das nächste Jahr.

Was bedeutet das für deinen Hanfanbau?

Wenn du Hanf im Garten anbaust, musst du jedes Jahr neu starten. Das ist kein Nachteil - das ist ein Vorteil. Du kannst jedes Jahr eine andere Sorte ausprobieren. Du kannst den Standort wechseln, um Bodenermüdung zu vermeiden. Du kannst die Erntezeit anpassen, je nachdem, ob du Samen, Fasern oder Blüten willst.

Einjährige Pflanzen sind auch einfacher zu kontrollieren. Du musst nicht mit alten Wurzelsystemen kämpfen, die Krankheiten verbreiten. Du musst nicht mit Unkraut oder Wurzelkonkurrenz von alten Pflanzen ringen. Jedes Jahr beginnst du mit einem sauberen Boden - und das macht den Anbau einfacher und gesünder.

Wenn du Hanf als Bodenverbesserer nutzen willst (z. B. zur Bodenentsäuerung oder zur Unterdrückung von Unkraut), dann pflanze ihn im Frühjahr. Er wächst schnell, bedeckt den Boden und verhindert, dass Unkraut wächst. Im Herbst schneidest du ihn ab - und lässt die Stängel als Mulch liegen. Sie zersetzen sich im Winter und bereiten den Boden für das nächste Jahr vor.

Fazit: Hanf ist einjährig - und das ist gut so

Hanf ist kein mehrjähriger Strauch, kein Baum, kein Rhizom. Er ist eine einjährige Pflanze - schnell, stark und effizient. Das macht ihn perfekt für den Anbau in Mitteleuropa. Du musst nicht warten, bis er sich etabliert. Du pflanzt Samen, gibst ihm Sonne und Wasser, und in drei Monaten hast du eine Ernte.

Wenn du das verstanden hast, kannst du Hanf richtig anbauen. Du musst nicht nach „mehrjährigen Sorten“ suchen - die gibt es nicht. Du musst nicht versuchen, ihn über den Winter zu retten - das funktioniert nicht. Du musst nur jedes Jahr neu beginnen. Und das ist genau das, was Hanf braucht.

Kann Hanf im Gewächshaus mehrjährig wachsen?

Nein. Selbst im Gewächshaus bleibt Hanf einjährig. Wenn du die Lichtphase künstlich verlängerst, kann die Pflanze länger wachsen - aber sie wird nicht mehrjährig. Sobald du die Licht- und Temperaturbedingungen auf Winter-Modus stellst, stirbt sie ab. Hanf hat keine biologische Fähigkeit, über Jahre hinweg zu überleben. Selbst künstliche Bedingungen ändern das nicht.

Warum wächst Hanf manchmal von selbst im Garten?

Das liegt an den Samen, die vom Vorjahr im Boden überwintert haben. Hanfsamen können bis zu fünf Jahre keimfähig bleiben, wenn sie trocken und kühl liegen. Sie keimen nicht, weil die alte Pflanze zurückgeblieben ist - sondern weil neue Samen aus dem Boden kommen. Es ist kein Überleben der alten Pflanze, sondern eine neue Generation.

Gibt es Hanfsorten, die länger brauchen als ein Jahr?

Nein. Selbst langsam wachsende Sorten wie Indica-Varietäten oder Faserhanf (Cannabis sativa subsp. sativa) durchlaufen ihren Lebenszyklus innerhalb eines Jahres. Einige Sorten brauchen 16 Wochen, andere nur 10 - aber alle sterben nach der Samenreife ab. Es gibt keine Hanfsorte, die über den Winter bleibt und im nächsten Jahr wieder blüht.

Kann ich Hanf als Daueranbau im Beet haben?

Du kannst Hanf jedes Jahr neu pflanzen - aber nicht als Daueranbau. Wenn du ihn nicht erntest und die Samen fallen lassen, keimen sie nächstes Jahr von selbst. Das ist kein Daueranbau, das ist eine Selbstvermehrung. Du musst den Boden jedes Jahr vorbereiten, denn Hanf entzieht dem Boden viel Stickstoff. Er ist kein Dauerbewohner - er ist ein schneller Gast.

Was ist mit Hanf als Bodenverbesserer? Ist er nicht mehrjährig?

Hanf ist ein ausgezeichneter Bodenverbesserer - aber nur, weil er schnell wächst und viel Biomasse produziert. Die Wurzeln durchlüften den Boden, die Stängel liefern Mulch, und die Blätter geben Nährstoffe zurück. Aber das funktioniert nur, wenn du ihn jedes Jahr neu anbaust. Die Pflanze selbst stirbt ab - aber ihre Wirkung bleibt. Das ist der Unterschied zwischen einer Pflanze, die überlebt, und einer, die ihren Platz verbessert und dann geht.