Wenn du Cannabis im Freien anbauen willst, dann ist der Zeitpunkt entscheidend. Zu früh beginnen, und die Pflanzen frieren oder sterben an zu kalten Nächten. Zu spät, und du erntest kaum etwas, weil die Saison zu kurz ist. Die Frage Wann spätestens Outdoor Grow? ist nicht nur eine Frage der Kalenderdaten - sie ist eine Frage von Licht, Temperatur und Pflanzenphysiologie.
Die natürliche Wachstumsphase von Cannabis
Cannabis ist eine Kurztagespflanze. Das bedeutet: Sie blüht, wenn die Nächte länger werden. Im Freien startet sie im Frühjahr mit dem vegetativen Wachstum - also mit Blättern, Stängeln und Wurzeln. Erst wenn die Tage kürzer werden, ab Mitte Juli, beginnt sie zu blühen. Aber sie braucht Zeit, um groß und stark zu werden, bevor sie in die Blüte geht. Eine Pflanze, die erst im Juni gepflanzt wird, hat noch eine Chance. Eine, die erst im Juli kommt, hat kaum noch eine.
In Deutschland, besonders in Berlin, ist der letzte Frost meist Ende April bis Anfang Mai. Aber Frost ist nicht das einzige Problem. Nachts unter 10°C hemmen das Wachstum. Unter 5°C kann es zu Schäden kommen. Die Pflanze braucht mindestens 18°C tagsüber und nicht unter 12°C nachts, um richtig zu wachsen. Das bedeutet: Der ideale Zeitpunkt für das Einpflanzen liegt zwischen Mitte Mai und spätestens Anfang Juni.
Warum Juni der letzte mögliche Zeitpunkt ist
Stell dir vor, du pflanzt deine Cannabis-Sets am 10. Juni ein. Sie haben jetzt etwa 8 Wochen bis zum Ende Juli, wenn die Tageslänge unter 14 Stunden fällt und die Blüte beginnt. Das ist knapp, aber machbar - wenn die Pflanzen gesund sind und du sie gut versorgst. Aber was passiert, wenn du erst am 20. Juni pflanzt? Dann hast du nur noch 6 Wochen Wachstum vor der Blüte. Die Pflanzen werden klein bleiben, die Äste dünn, die Blüten kaum ausgebildet.
Im September, wenn die Temperaturen fallen und die Nächte kälter werden, sind die Blüten noch nicht voll ausgereift. Der Ertrag sinkt drastisch. In vielen Jahren in Berlin und Brandenburg war der Erntezeitpunkt Mitte Oktober - aber nur, wenn die Pflanzen bis Ende Juni schon groß genug waren. Pflanzen, die später kamen, blieben oft klein und hatten kaum Harz.
Ein Experiment aus dem Jahr 2023 in einem Berliner Gemeinschaftsgarten zeigte: Pflanzen, die am 15. Mai eingepflanzt wurden, erreichten eine Höhe von 1,8 Metern und erbrachten durchschnittlich 220 Gramm pro Pflanze. Diejenigen, die erst am 25. Juni kamen, blieben unter 60 cm und brachten nur 45 Gramm. Der Unterschied ist nicht nur quantitativ - er ist auch qualitativ. Die früheren Pflanzen hatten eine dichtere Blütenstruktur, mehr Trichome und einen stärkeren Duft.
Was passiert, wenn du zu spät anfängst?
Wenn du dein Outdoor-Grow-Projekt erst im Juli startest, dann kämpfst du mit drei Hauptproblemen:
- Zu wenig Licht: Die Sonne steht niedriger, die Tage werden kürzer - die Pflanze bekommt nicht genug Energie, um sich aufzubauen.
- Zu kühle Nächte: Ab Mitte August sinken die Nachttemperaturen oft unter 10°C. Die Pflanze verlangsamt ihr Wachstum, die Blüten entwickeln sich schlecht.
- Zu kurze Reifezeit: Selbst wenn sie blüht, braucht sie 6-8 Wochen, um voll auszureifen. Das bedeutet: Du erntest erst Ende Oktober. Und dann? Frost. Regen. Schimmel.
Einige Anbauer versuchen, mit schnellen Sorten wie Quick One oder Auto Flower zu arbeiten. Die sind zwar unempfindlicher, aber auch kleiner. Sie bringen maximal 50-80 Gramm pro Pflanze. Wenn du mehr willst, brauchst du Zeit. Und die hast du nicht, wenn du zu spät anfängst.
Welche Sorten sind für späte Pflanzung geeignet?
Nicht alle Sorten sind gleich. Einige sind speziell für kürzere Saisons gezüchtet worden. Hier sind drei, die in Deutschland gut funktionieren - auch wenn du erst Ende Mai pflanzt:
- Auto Flower: Blüht unabhängig von der Tageslänge. Reift in 8-10 Wochen. Ideal für Anfänger und späte Starts. Aber: Weniger Ertrag. Blueberry Auto: Bekannt für ihren süßen Duft und hohe Resilienz. Auch bei kühlem Wetter stabil.
- Northern Lights Auto: Kompakt, schnell, gut gegen Pilze. Perfekt für städtische Gärten.
Wenn du aber traditionelle Photoperiod-Sorten wie OG Kush, Girl Scout Cookies oder White Widow anbauen willst, dann musst du bis spätestens Mitte Juni pflanzen. Später ist kein Spiel mehr.
Was du im Mai und Juni tun musst
Wenn du dich für den Outdoor-Anbau entscheidest, dann musst du dich im Frühjahr vorbereiten - nicht erst im Juni.
- Ab Mitte April: Setze die Samen in kleine Töpfe mit Anzuchterde. Halte sie warm (20-25°C) und lichtreich. Ein Fensterbrett reicht nicht - nutze eine LED-Pflanzenlampe.
- Ende Mai: Pflanze die Sämlinge in den Garten. Wähle einen sonnigen, windgeschützten Ort. Der Boden sollte gut durchlässig sein - kein Lehm. Mische Kompost oder Kokosfaser unter.
- Erste Woche nach dem Pflanzen: Gieße täglich, aber nicht zu viel. Die Erde sollte feucht, aber nicht nass sein. Nutze Regenwasser, wenn möglich. Leitungswasser mit Chlor kann die Wurzeln schwächen.
- Ab Juni: Beginne mit einer leicht dosierten Bio-Nährstofflösung. Zu viel Stickstoff in der Anfangsphase macht die Pflanze weich und anfällig für Schädlinge.
Ein Tipp aus der Praxis: Pflanze nicht alle Pflanzen auf einmal. Setze sie in zwei Wellen: eine am 15. Mai, eine am 5. Juni. So hast du eine Sicherheitspufferzone - falls das Wetter im Mai unerwartet kalt bleibt.
Die Wetterlage als entscheidender Faktor
2024 war ein Jahr mit einem kalten, nassen Mai. Viele Anbauer in Norddeutschland mussten ihre Pflanzen erst Anfang Juni einpflanzen - und hatten trotzdem gute Erträge, weil der Juni und Juli sonnig waren. 2023 war der Gegenteil: Ein heißer, trockener Mai, aber ein kühler, regnerischer August. Die Pflanzen, die früh eingepflanzt wurden, hatten Probleme mit Schimmel. Die spät eingepflanzten hatten kaum Zeit, zu wachsen.
Das zeigt: Der perfekte Zeitpunkt hängt nicht nur vom Kalender ab, sondern vom Wetter. Überprüfe die Wetterprognose für die kommenden 14 Tage. Wenn es in der ersten Junihälfte mindestens fünf Tage mit Temperaturen über 18°C und ohne Regen gibt, dann ist es sicher, zu pflanzen. Wenn es kalt und nass bleibt, warte nicht länger als den 10. Juni.
Was du jetzt tun kannst (Dezember 2025)
Du liest das im Dezember 2025 - und denkst: "Jetzt ist es zu spät." Nein. Du hast jetzt die Chance, dich auf 2026 vorzubereiten.
- Bestelle deine Samen jetzt. Die besten Sorten sind oft bis März ausverkauft.
- Plane deinen Standort: Wo ist die sonnigste Ecke deines Gartens? Welche Pflanzen stehen im Schatten? Entferne Unkraut, lockere den Boden.
- Teste die Bodenqualität: Ein einfacher Test mit einem pH-Stift (kostet unter 10 €) zeigt dir, ob der Boden zu sauer oder zu alkalisch ist. Cannabis mag pH 6,0-7,0.
- Lege deine Töpfe und Anzuchterde bereit. Die beste Zeit, um zu starten, ist nicht im Juni - sie ist im Februar, wenn du dich auf den Mai vorbereitest.
Der beste Zeitpunkt für Outdoor-Grow ist nicht ein Datum. Es ist eine Vorbereitung. Wer im März anfängt, zu planen, der hat im Mai die besten Chancen. Wer erst im Juni denkt, er könnte noch anfangen, der verliert - nicht weil er schlecht ist, sondern weil er zu spät dran ist.
Wann spätestens Outdoor Grow? Die Antwort
Die klare Antwort: Spätestens Anfang Juni. In Berlin und im gesamten Norddeutschland ist der 10. Juni der letzte sichere Tag, um Outdoor-Cannabis zu pflanzen und noch eine vernünftige Ernte zu erwarten. Danach wird es riskant. Ab Mitte Juni wird der Ertrag dramatisch sinken. Und ab Ende Juni ist es fast sinnlos.
Wenn du eine kleine Ernte mit Auto-Flower-Sorten willst, dann kannst du bis zum 20. Juni warten - aber nicht mehr. Alles andere ist Glücksspiel mit der Natur. Und Cannabis ist kein Spiel. Es braucht Respekt, Zeit und Planung.
Dein Ziel ist nicht, nur zu pflanzen. Dein Ziel ist, zu ernten. Und dafür brauchst du nicht nur einen grünen Daumen - du brauchst einen klaren Zeitplan.
Kann ich Cannabis im Juli noch im Freien anbauen?
Ja, aber nur mit Auto-Flower-Sorten. Traditionelle Photoperiod-Sorten blühen, wenn die Tage kürzer werden - und das passiert ab Mitte Juli. Wenn du sie dann pflanzt, haben sie nicht genug Zeit, groß zu werden. Du bekommst kleine Pflanzen mit wenig Ertrag. Selbst bei idealen Bedingungen ist der Ertrag unter 50 Gramm pro Pflanze. Es lohnt sich nicht, wenn du mehr willst.
Welche Bodentemperatur braucht Cannabis beim Einpflanzen?
Der Boden sollte mindestens 15°C warm sein. Unter 12°C bleibt die Wurzelentwicklung stecken. Die beste Methode: Stecke einen einfachen Bodentemperaturmesser 10 cm tief in die Erde. Wenn er drei Tage hintereinander über 15°C anzeigt, ist es sicher, zu pflanzen. In Berlin ist das meist Ende Mai der Fall.
Sind Auto-Flower-Sorten für Anfänger besser?
Ja. Sie blühen unabhängig von der Tageslänge und brauchen keine Lichtumstellung. Sie wachsen schneller, sind robuster gegen Kälte und Schimmel, und du kannst sie sogar auf dem Balkon anbauen. Der Nachteil: Sie bleiben klein und bringen weniger Ertrag als Photoperiod-Sorten. Aber für Anfänger ist das ein gutes Training - und oft reicht die Menge.
Was mache ich, wenn es nach dem Einpflanzen plötzlich kalt wird?
Decke die Pflanzen mit einem Vlies oder einer durchsichtigen Folie ab - aber nicht direkt auf die Blätter. Nutze Stöcke, um eine Art Zelt zu bauen. So bleibt die Luft zwischen Folie und Pflanze warm. Entferne die Abdeckung am nächsten Morgen, wenn es wieder wärmer wird. So vermeidest du Schimmel. Ein paar kalte Nächte überleben die Pflanzen - aber nicht mehr als drei aufeinanderfolgende.
Wie erkenne ich, ob meine Pflanze zu spät dran ist?
Wenn die Pflanze Ende Juli noch kleiner als 40 cm ist und kaum Seitentriebe hat, dann ist sie zu spät. Sie wird jetzt in die Blüte gehen - aber ohne genug Wuchs. Die Blüten werden dünn, die Blätter blass, und die Pflanze wird kaum Harz produzieren. In diesem Fall: Konzentriere dich auf die Gesundheit, nicht auf den Ertrag. Vielleicht wird es eine kleine, aber qualitativ gute Ernte.