Von Lena Krämer Nov, 22 2025
Wie sieht eine erntereife Cannabispflanze aus? Erkennungsmerkmale im letzten Stadium

Wenn du Cannabis anbaust, willst du nicht einfach nur warten - du willst wissen, wann der richtige Moment gekommen ist, um zu ernten. Eine zu frühe Ernte bedeutet weniger Wirkstoffe, eine zu späte Ernte kann den Geschmack verderben und die Wirkung verändern. Die Frage ist also: Wie sieht eine erntereife Cannabispflanze aus? Die Antwort liegt nicht in der Höhe der Pflanze oder der Anzahl der Wochen, sondern in den Details der Blüten und Trichome.

Die Blüten: Form und Farbe als erste Anzeichen

Bei einer erntereifen Cannabispflanze sind die Blüten (auch Buds genannt) dick, dicht und vollständig ausgeformt. Sie wachsen nicht mehr in die Länge, sondern nur noch in die Dichte. Die weißen Haare - die sogenannten Pistillen - haben sich verändert. Zu Beginn der Blütephase sind sie hellweiß und stehen senkrecht aus den Blüten. Mit der Reife färben sie sich zunehmend braun, orange oder rot. Das ist normal.

Ein häufiger Fehler ist, darauf zu warten, dass alle Pistillen braun werden. Das ist nicht nötig. Bei einer erntereifen Pflanze sind etwa 60 bis 70 Prozent der Pistillen verfärbt. Wenn mehr als 80 Prozent braun sind, ist die Pflanze oft zu reif - die Wirkstoffe beginnen sich abzubauen. Die perfekte Balance liegt zwischen 60 und 70 Prozent Farbwechsel. Das ist der Zeitpunkt, an dem die meisten Anbauer die Ernte beginnen.

Trichome: Der entscheidende Indikator

Die Pistillen sind ein Hinweis - aber die Trichome sind die Wahrheit. Trichome sind die kleinsten, kristallinen Auswüchse auf den Blüten und Blättern. Sie sehen aus wie winzige Glasperlen oder Pilze. In ihnen wird das THC, CBD und andere Cannabinoide produziert. Und genau hier zeigt sich die Reife.

Trichome durchlaufen drei Farbstadien:

  • Transparenz: Frühe Phase. Die Trichome sind klar und durchsichtig. Das THC ist noch nicht vollständig ausgebildet. Zu früh für die Ernte.
  • Milchig-weiß: Die meisten Trichome haben sich zu einer opaken, milchigen Farbe verändert. Das ist der optimale Zeitpunkt für eine kraftvolle, euphorische Wirkung. Die meisten Anbauer ernten jetzt.
  • Braun oder amber: Ein Teil der Trichome beginnt braun zu werden. Das bedeutet, dass THC in CBN umgewandelt wird - ein Cannabinoid, das beruhigend wirkt. Wenn 10 bis 20 Prozent der Trichome amber sind, ist die Pflanze ideal für eine entspannende, sedierende Wirkung.

Um das zu sehen, brauchst du keine teure Ausrüstung. Ein einfacher 30- bis 60-fach-Handlupen oder ein Smartphone-Mikroskop-Objektiv reicht völlig aus. Schau dir mindestens 20 Trichome an - nicht nur einen. Die Mehrheit sollte milchig sein, mit ein paar amber-Flecken. Das ist der Goldstandard.

Harzproduktion und Klebrigkeit

Erntereife Cannabispflanzen sind klebrig. Nicht weil sie schmutzig sind, sondern weil sie viel Harz produzieren. Wenn du mit den Fingern über die Blüten streichst, bleibt ein leichter, klebriger Film zurück. Das ist kein Zeichen von Schimmel oder Schädlingen - das ist reines Harz. Es riecht intensiv, fruchtig, erdig oder zitronig - je nach Sorte.

Wenn die Blüten trocken und staubig wirken, ist die Pflanze nicht reif. Wenn sie zu nass oder schleimig ist, könnte es ein Pilzproblem geben. Die richtige Reife fühlt sich an wie ein leicht klebriger, duftender Ball aus kristallinen Kristallen. Das ist das Ergebnis von Wochen voller Sonnenlicht, guter Luftzirkulation und richtiger Nährstoffversorgung.

Makroaufnahme von Cannabistrichomen in verschiedenen Reifestadien: klar, milchig und bernsteinfarben.

Blätter und Stängel: Die zusätzlichen Hinweise

Die großen Blätter der Pflanze beginnen sich gelblich zu verfärben - besonders an den Rändern. Das ist kein Mangel, sondern ein natürlicher Prozess. Die Pflanze zieht die letzten Nährstoffe aus den Blättern und leitet sie in die Blüten. Wenn die Blätter braun und welk werden, ist das ein weiteres Zeichen, dass die Pflanze ihre Energie in die Blüten konzentriert hat.

Der Stängel sollte leicht nach innen knicken, wenn du ihn vorsichtig biegst. Wenn er bricht, ist die Pflanze zu trocken - vielleicht zu lange im Licht. Wenn er sich kaum biegen lässt, ist sie noch zu frisch. Ein leichter Widerstand ist ideal. Das zeigt, dass die Wasser- und Nährstoffleitungen noch aktiv, aber nicht überlastet sind.

Sortenunterschiede: Indica, Sativa, Hybrid

Nicht alle Cannabissorten sehen gleich aus, wenn sie reif sind. Indica-Sorten haben dichtere, kugelige Blüten. Sie reifen oft schneller - manchmal schon nach 7 bis 8 Wochen Blüte. Ihre Trichome werden milchig, und die Pistillen färben sich schnell braun.

Sativa-Sorten hingegen wachsen länger, haben längere, lockere Blüten und brauchen oft 10 bis 12 Wochen. Ihre Pistillen bleiben länger weiß, und die Trichome verändern sich langsamer. Hier ist Geduld gefragt. Wer eine Sativa nach 8 Wochen erntet, verpasst bis zu 40 Prozent der Wirkstoffe.

Hybriden sind eine Mischung. Lies immer die Angaben des Samenanbieters. Wenn er sagt „8-9 Wochen Blüte“, dann schau nicht auf den Kalender - schau auf die Trichome. Der Zeitraum ist nur eine Schätzung. Die Pflanze entscheidet, wann sie fertig ist.

Hand hält eine klebrige, reife Cannabispflanze mit gelblichen Blättern, Hintergrund mit Trockenregalen.

Was passiert, wenn du zu früh oder zu spät erntest?

Wenn du zu früh erntest - also bei klaren Trichomen - bekommst du eine Pflanze mit wenig THC, viel Grasgeschmack und kaum Wirkung. Es schmeckt herb, wie frische Blätter. Die Wirkung ist flach, fast wie eine leichte Kopfschmerztablette.

Wenn du zu spät erntest - also wenn mehr als 30 Prozent der Trichome amber sind - wird die Wirkung schwerer, sedierender. Das THC wird in CBN umgewandelt. Das ist nicht schlecht, aber es verändert den Effekt. Viele nutzen das absichtlich für Schlaf oder Schmerzlinderung. Aber wenn du eine aktive, kreative Wirkung suchst, ist das zu spät.

Die meisten Anbauer im Berliner Gartenbau ernten zwischen Woche 8 und 10, abhängig von der Sorte. Wer seine Pflanzen mit einer Lupe prüft, erntet nie zu früh - und nie zu spät.

Praxis-Tipp: Ernteplan für Anfänger

Wenn du zum ersten Mal erntest, mach dir eine einfache Checkliste:

  1. Prüfe die Pistillen: Sind 60-70 % braun oder orange?
  2. Prüfe die Trichome mit einer Lupe: Sind 70-80 % milchig, 10-20 % amber?
  3. Prüfe die Klebrigkeit: Ist das Harz sichtbar und klebrig, aber nicht schleimig?
  4. Prüfe die Blätter: Sind die unteren Blätter gelblich, aber nicht braun und brüchig?
  5. Prüfe den Stängel: Knickt er leicht nach innen, ohne zu brechen?

Wenn alle fünf Punkte zutreffen - dann ist es Zeit. Schneide die Pflanze ab. Nicht vorher. Nicht danach.

Was kommt danach?

Die Ernte ist nicht das Ende - sie ist der Anfang der nächsten Phase: Trocknen und Kurieren. Die Blüten müssen langsam an einem dunklen, kühlen Ort mit guter Luftzirkulation getrocknet werden - meist 7 bis 14 Tage. Danach kommen sie in Gläser - und dort reifen sie weiter. Das nennt man Kurieren. In dieser Phase entwickeln sich Aroma und Wirkung vollständig.

Einige Anbauer sagen: „Die Ernte ist die Hälfte der Arbeit.“ Die andere Hälfte ist, wie du sie danach behandelst. Aber ohne die richtige Erntezeit - alles andere ist vergeblich.

Wie erkenne ich, ob meine Cannabispflanze reif ist, ohne Lupe?

Ohne Lupe ist es schwierig, die Reife genau zu bestimmen. Du kannst aber auf die Pistillen achten: Wenn 60-70 % braun oder orange geworden sind und die Blüten stark klebrig und duftend wirken, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie reif ist. Dennoch ist eine Lupe der einzige sichere Weg, um Trichome zu sehen - und das ist der entscheidende Faktor.

Kann ich meine Pflanze nach der Ernte noch wachsen lassen?

Nein. Nach der Ernte stirbt die Pflanze ab. Cannabis ist eine einjährige Pflanze. Sobald du die Blüten abschneidest, ist die Energieversorgung unterbrochen. Es gibt keine Möglichkeit, sie wieder zum Wachsen zu bringen. Manche versuchen, aus den Resten neue Pflanzen zu ziehen - das funktioniert nicht. Neue Pflanzen musst du aus Samen oder Stecklingen neu starten.

Warum werden manche Trichome braun, andere nicht?

Trichome reifen nicht gleichzeitig. Die äußeren, am stärksten belichteten Trichome reifen zuerst. Die inneren, weniger belichteten brauchen mehr Zeit. Deshalb siehst du eine Mischung aus klaren, milchigen und amber-Farben. Das ist normal. Wichtig ist der Durchschnitt: Wenn die Mehrheit milchig ist, ist die Pflanze reif. Wenn viele klar bleiben, wartest du noch.

Ist es schlimm, wenn die Blätter gelb werden?

Nein, das ist ein normales Zeichen der Reife. Die Pflanze zieht die letzten Nährstoffe aus den Blättern, um sie in die Blüten zu leiten. Das nennt man „Nährstoffrückbau“. Solange die Blätter nicht braun und brüchig werden, ist alles in Ordnung. Wenn die Blätter gelb und welk sind, aber nicht abfallen, ist das ein gutes Zeichen.

Wie lange dauert die Erntezeit bei Indoor-Anbau?

Bei Indoor-Anbau dauert die Blütezeit meist 6-10 Wochen, je nach Sorte. Indica-Sorten sind oft nach 7-8 Wochen fertig, Sativas brauchen 9-12 Wochen. Der genaue Zeitpunkt hängt aber nicht von der Woche ab, sondern von den Trichomen. Einige Pflanzen reifen schneller, andere langsamer - auch unter identischen Lichtbedingungen.

Kommentare (2)

  • Markus Fritsche

    Ich hab mal ne Pflanze über 12 Wochen laufen lassen, weil ich dachte, mehr Zeit = mehr Potenz. Falsch. Die waren so schwer und sedierend, dass ich am Tag danach noch gedacht hab, ich wär in einem Koma. Trichome gucken lohnt sich echt. Kein Kalender, nur die Kristalle.

  • Rosemarie Felix

    Wieso sollte man überhaupt ernten? Ich lasse meine einfach stehen, bis sie von selbst verrotten. Dann hab ich wenigstens keine Schuldgefühle, weil ich sie abgeschnitten hab. 😅

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