Von Lena Krämer Aug, 24 2025
Hanfpflanzen richtig pflegen: Gießen, Dünger, Licht & Schutz (2025)

Die meisten Hanfpflanzen scheitern nicht an „zu wenig Liebe“, sondern an zu viel davon: zu nass, zu viel Dünger, zu wenig Luft. Wer das versteht, hat schon die halbe Miete. Hier geht’s darum, Hanfpflanzen pflegen - konkret, alltagstauglich, ohne Schnörkel. Rechtslage? In Deutschland sind seit 01.04.2024 bis zu drei blühende Pflanzen pro erwachsener Person im privaten Bereich erlaubt (Cannabisgesetz, BMG). Heißt: sicher, kindersicher, diskret, keine Belästigung der Nachbarschaft. Was du hier bekommst: klare Regeln fürs Gießen, Nährstoffe, Licht & Klima, plus schnelle Lösungen bei Schädlingen und Mangelerscheinungen.

TL;DR - Kurzüberblick

  • Gießen: Warte, bis die obere 3-4 cm Erdschicht trocken ist und der Topf deutlich leichter wirkt. Gieße langsam, bis ~10% Drainagewasser abläuft. Staunässe killt Wurzeln.
  • Licht & Klima: Vegi 18/6 Stunden Licht, Blüte 12/12 (Indoor). Temperatur tags 24-28 °C, nachts 18-22 °C. Luftfeuchte: Keimlinge 65-70%, Vegi 55-65%, Blüte 40-50%.
  • Nährstoffe: In Erde moderat düngen (leichter Mangel ist besser als Überdüngung). pH 6,2-6,8 in Erde; bei Coco/Hydro 5,8-6,2. EC langsam steigern.
  • Training & Schnitt: Früh formen (LST, Topping), später in der Blüte nur behutsam Blätter wegnehmen, um Schimmel zu vermeiden.
  • Schutz: Prävention gewinnt - Hygiene, Luftbewegung, Gelbtafeln, Nützlinge. Öle und Seifen nur gezielt und nicht in der späten Blüte.
  • Recht: Max. 3 blühende Pflanzen pro Erwachsener, kindersicher lagern, keine Weitergabe an Minderjährige. Quelle: Bundesgesundheitsministerium (BMG), 2024/2025.

Schritt-für-Schritt: Pflege durch die Wachstumsphasen

Die Pflege ändert sich mit der Phase. Mit einem einfachen Setup fährst du stabil: lockere Erde, Stofftopf, gutes LED-Licht (Indoor) oder ein sonniger, windgeschützter Platz (Outdoor), sauberes Wasser, milde Dünger, verlässliche Routinen.

1) Standort & Medium wählen

  • Indoor: LED mit vollem Spektrum. Abstand so wählen, dass die Blattspitzen nicht „bleichen“. Richtwerte: PPFD 400-600 µmol/m²/s in der Vegi, 700-900 in der Blüte; Praxisregel: Herstellerabstand + Pflanze beobachten (aufrecht, nicht gekräuselt).
  • Outdoor (DE): Vollsonnig, windgeschützt, Regen ablaufend. In Berlin & Co. erst nach den Eisheiligen (Mitte Mai) raussetzen. Kübel mit 20-40 L sind alltagstauglich; Drainagelöcher Pflicht.
  • Medium: Hochwertige Erde für Starkzehrer, mit 20-30% Perlite für Luft im Wurzelraum. Coco ist schneller, verzeiht aber weniger Fehler (häufigeres Gießen, exaktere Düngung).

2) Gießen - die wichtigste Routine

  • Fingerprobe: Oberste 3-4 cm trocken? Topf anheben - deutlich leichter? Dann gießen.
  • Langsam rundum gießen, bis ~10% Drain abläuft. Danach Wasser im Untersetzer wegkippen.
  • Junge Pflanzen: lieber öfter kleine Mengen. Große Pflanzen: seltener, dafür durchdringend.
  • Wasserqualität: Leitungswasser kurz stehen lassen (Chlor entweicht). Bei sehr hartem Wasser mischen mit gefiltertem Wasser. Ziel-pH in Erde: 6,2-6,8.

3) Nährstoffe - weniger ist oft mehr

  • Phasenbedarf: Vegi = mehr Stickstoff (N), Blüte = mehr Phosphor/Kalium (P/K), sehr wenig N in später Blüte.
  • Starte mit 50% der Herstellerdosis. Beobachte Blätter: hellgrün + langsames Wachstum = zu wenig; dunkles „Kralle“-Grün + verbrannte Spitzen = zu viel.
  • EC/ppm (wenn Messgerät vorhanden): mild beginnen und nur steigern, wenn die Pflanze es zeigt (starker Durst, zügiges Wachstum, keine Salzränder).
  • Mikronährstoffe: Calcium/Magnesium sind häufige Knackpunkte, vor allem bei LED und in weichem Wasser. Ein moderates Cal/Mag-Produkt hilft - aber nicht übertreiben.

4) Licht & Klima - Wachstums-Turbo kontrollieren

  • Lichtzeiten: Indoor 18/6 (Vegi), 12/12 (Blüte). Autos blühen unabhängig vom Zyklus, trotzdem sind 18/6 üblich.
  • Temperatur: 24-28 °C am Tag, 18-22 °C nachts. In der späten Blüte eher die untere Range anpeilen, um Schimmel zu vermeiden.
  • Luftfeuchte: Keimlinge 65-70%, Vegi 55-65%, Blüte 40-50%, kurz vor Ernte auch 35-45% ok.
  • Luftbewegung: Ein kleiner Umluftventilator, der Blätter sanft wackeln lässt. Kein Dauerorkan direkt auf die Blüten (Verbrennungs-/Trockenschäden).

5) Training & Schnitt - Form schafft Licht

  • LST (Low Stress Training): Triebe sanft herunterbinden, um eine flache, gleichmäßige Krone zu bauen. Mehr Spitzen bekommen gutes Licht, Ertrag und Qualität steigen.
  • Topping (Spitze kappen): Einmal oben kappen (im 4.-6. Nodium), um zwei Haupttriebe zu bilden. Danach kurz erholen lassen.
  • Entlauben: Nur Blattwerk entfernen, das klar Schatten wirft und die Luftzirkulation blockiert. In der Blüte sehr behutsam - Ziel ist Luft und Licht, nicht „nackig“.

6) Hygiene & Schutz - präventiv statt Pflanzennotaufnahme

  • Sauberkeit: Werkzeuge und Hände sauber, alte Blätter und Erde wegräumen.
  • Gelbtafeln: Frühe Warnung gegen Trauermücken & Co.
  • Nützlinge: Raubmilben (z. B. gegen Spinnmilben/Thripse), Schlupfwespen, Bodenraubmilben gegen Mückenlarven.
  • Biologische Mittel: Kaliseife, Rapsöl-basierte Präparate, Bacillus thuringiensis gegen Raupen/Trauermückenlarven - immer zugelassene Produkte verwenden und Etikett lesen (BVL, Julius Kühn-Institut empfehlen integrierten Pflanzenschutz).
  • Keine Spritzungen auf offene Blüten, wenn es sich vermeiden lässt - Rückstände im Harz sind lästig und geschmacklich merkbar.

7) Blüte-Feinschliff & Erntezeitpunkt

  • N noch weiter reduzieren, sobald Blütenmasse sichtbar zunimmt. Zu viel Stickstoff in der Blüte schmeckt „grün“ und hemmt die Ausreife.
  • „Spülen“? Hinweise aus Praxisversuchen (u. a. RX Green Technologies, 2020) zeigen: Eine lange Spülphase verändert Mineralgehalte kaum, Geschmack hängt mehr von einer angepassten Nährstoffgabe ab. Heißt: lieber rechtzeitig weniger Düngen als abrupt alles streichen.
  • Reife erkennen: Trichome milchig mit 10-20% bernsteinfarben ist ein sicherer Bereich. Reifehaare (Pistillen) bräunen, Blüten schwellen, Geruch intensiviert sich.

8) Outdoor-Special (DE)

  • Timing: Vorziehen ab März/April am Fenster/unter Licht, raus nach den Eisheiligen. Photoperiodische Sorten beginnen draußen meist im August zu blühen, Ernte Sept/Okt - in nassen Herbsten auf Schimmel achten.
  • Regenmanagement: Luftige Struktur, nicht in Ecken ohne Wind. Bei Dauerregen Pflanzen leicht unter Vordach/Regenschutz ziehen. Nasse, dichte Buds = Botrytis-Risiko.
  • Topf vs. Erde: Kübel geben Kontrolle (Nährstoffe, Umzug bei Sturm). In Erde wachsen Pflanzen größer, sind aber witterungsabhängiger.

9) Indoor-Special

  • Geruch: Aktivkohlefilter + dichter Luftweg nach außen. Nicht aus Höflichkeit, sondern als Nachbarschaftsfrieden. In Clubs/Haushalten ohne Kinderzugang lagern.
  • Klimakette: Zuluft (frisch), Abluft (mit Filter), Umluft (sanft). Ein Hygrometer/Thermometer mit Min/Max speichert Peaks - super, um Probleme zu sehen.
  • Strom & Sicherheit: Kabel ordentlich, Steckdosenleisten mit Überspannungsschutz, keine improvisierten Lösungen in feuchter Umgebung.
Checklisten, Faustregeln & Beispiele

Checklisten, Faustregeln & Beispiele

Schnell-Check: Gießen

  • Topfgewicht: voll vs. leer einmal „merken“, dann nach Gefühl arbeiten.
  • Wasser langsam, in Etappen, bis leichter Drain. Kein „durchrauschen“.
  • Keine stehenden Pfützen im Untersetzer. Wurzeln brauchen Luft.

Schnell-Check: Nährstoffe

  • Start: 50% Dosis, steigern nur bei sichtbarem Bedarf.
  • Vegi: N-betont, Blüte: P/K-betont, späte Blüte: kaum N.
  • pH Erde: 6,2-6,8; Coco/Hydro: 5,8-6,2. pH-Streifen reichen fürs Grobe.

Schnell-Check: Klima & Licht

  • Tag/Nacht: 24-28 °C / 18-22 °C.
  • Luftfeuchte: Keimlinge 65-70%, Vegi 55-65%, Blüte 40-50%.
  • Licht: Vegi 18/6, Blüte 12/12 (photoperiodisch). Abstände an Blattbild anpassen.

Fehlerbilder kurz erklärt

  • Hängende Blätter nach Gießen: Überwässert. Mehr Zeit bis zum nächsten Gießen lassen, Topf stärker austrocknen.
  • Hängende Blätter vor Gießen + trockene Erde: Unterwässert. Langsam durchdringend gießen.
  • Blattspitzen braun, nach oben eingerollt: Nährstoffbrand. Dosis senken, mit klarem Wasser einmal moderat „durchspülen“.
  • Dunkelgrün, „Adlerkralle“: Zu viel Stickstoff. Dünger mit weniger N nutzen.
  • Gelb von unten nach oben: Stickstoffmangel. Etwas N zuführen.
  • Zwischenaderige Aufhellung + Blattadern bleiben grün: Magnesiummangel. Leichte Mg-Gabe (z. B. Cal/Mag) im Gießwasser.
  • Rostflecken, spröde Blätter: Calciummangel. Cal/Mag moderat, pH prüfen.
  • Weiße Punkte, feine Gespinste: Spinnmilben. Luftfeuchte kurz anheben, Blattunterseiten abduschen, Nützlinge, Kaliseife vor Blüte.
  • Weißer Belag: Mehltau. Luftfeuchte senken, Luft bewegen, befallene Blätter entfernen, zugelassene Mittel gezielt einsetzen.
  • Graue, faulige Stellen in Blüten: Botrytis. Sofort großzügig wegschneiden, Klima trockener, Luftstrom verbessern.

Beispiel-Wochenplan (Indoor, photoperiodisch, Erde)

  • Woche 1-2 (Keimling/Früh-Vegi): 18/6 Licht, hohe Luftfeuchte, kleine Wassergaben, kein/kaum Dünger.
  • Woche 3-5 (Vegi): 18/6, LST starten, Nährstoffe 50-70%, pH im Zielbereich halten.
  • Woche 6 (Umstellung): Auf 12/12, leicht entlauben für Luft und Licht.
  • Woche 7-10 (Blüte aufbauen): P/K erhöhen, N absenken, Luftfeuchte ~45-50%.
  • Woche 11-12+ (Reife): Sehr wenig Nährstoffe, Fokus auf Klima, Trichome beobachten.

Entscheidungsbaum (vereinfacht)

  • Pflanze wirkt krank → Erde prüfen (nass/trocken?) → Wenn nass: Pause. Wenn trocken: gießen.
  • Keine Besserung → pH messen. Außerhalb des Bereichs? pH korrigieren.
  • pH ok → Blattbild checken (siehe Fehlerbilder) → Dünger entsprechend anpassen.
  • Schädlinge sichtbar? → Nützlinge + sanfte Mittel, Hygiene erhöhen.

Recht & Sicherheit (Deutschland, 2025)

  • Max. drei blühende Pflanzen pro erwachsene Person im privaten Bereich (BMG, Cannabisgesetz 2024). Minderjährige: null.
  • Kindersicher aufbewahren, Ernte und Material unzugänglich lagern.
  • Keine Abgabe an Minderjährige. Rücksicht auf Nachbarschaft (Geruch, Sichtschutz).
  • Seriöse Beratung: BZgA liefert unabhängige Infos zur Gesundheitsprävention.

FAQ, Fehlerbilder & Troubleshooting

Wie oft soll ich gießen?
Es gibt keinen Kalender. Gieße, wenn Substrat oben trocken ist und der Topf deutlich leichter. In warmen, trockenen Phasen öfter; in kühlen, feuchten Phasen seltener.

Welcher pH ist richtig?
Erde: 6,2-6,8. Coco/Hydro: 5,8-6,2. Außerhalb dieser Range blockieren Nährstoffe - Mängel trotz Dünger. Einfache pH-Streifen sind besser als gar nichts.

Wie viel Dünger brauchen Hanfpflanzen?
Nutze die Hälfte der Herstellerempfehlung als Start und beobachte. Hellgrün und langsam? Etwas erhöhen. Verbrannte Spitzen/dunkle Kralle? Senken. In schwer vorgedüngter Erde kann man die ersten Wochen ganz ohne Zusatzdünger auskommen.

Ist Entlauben Pflicht?
Nein. Es ist ein Werkzeug. Ziel: Licht in die Mitte bringen und Schimmelrisiko senken. Alles, was Stress verursacht, kurz vor und in der frühen Blüte vermeiden.

Indoor: Wie kontrolliere ich den Geruch?
Mit einem Aktivkohlefilter in der Abluft und dichtem Luftweg. Dichtet Anschlüsse ab, lasst den Unterdruck im Zelt arbeiten. Das ist für Frieden im Haus sinnvoll.

Outdoor: Balkon in der Stadt - geht das?
Ja, wenn der Bereich privat ist, kindersicher und du Rücksicht nimmst. Sonnig, windgeschützt, kein Tropfen auf Nachbars Balkon. Sichtschutz entschärft neugierige Blicke.

Spülen vor der Ernte - ja oder nein?
Wenn du N rechtzeitig senkst, brauchst du keine radikale Spülwoche. Geschmack hängt stärker an insgesamt stimmiger Düngung und guter Trocknung/Reifung. Studien aus der Praxis (z. B. RX Green, 2020) deuten in diese Richtung.

Schädlinge - wie handle ich schnell und sicher?
Früh erkennen: Gelbtafeln und Blattunterseiten checken. Erst duschen/abwischen, dann Nützlinge/Kaliseife einsetzen. In der späten Blüte möglichst nicht sprühen. Offizielle Empfehlungen: integrierter Pflanzenschutz nach Julius Kühn-Institut.

Blätter werden gelb in der Blüte - normal?
Leichtes Vergilben zum Ende ist normal, weil die Pflanze N mobilisiert. Wenn ganze Pflanze früh gelb wird, war’s zu wenig Nährstoff oder pH ist off.

Wann ist Erntezeit?
Unter einer Lupe: Trichome milchig mit 10-20% bernstein. Pistillen überwiegend gebräunt, Blüten wirken prall. Wer eher „klaren“ Effekt will, erntet etwas früher, wer schwerer will, etwas später - aber nicht überreif.

Kann ich Erde wiederverwenden?
Ja, wenn du Wurzeln entfernst, lockerst und mit Kompost/Perlite auffrischst. Bei Schädlings-/Schimmelproblemen lieber entsorgen.

Legale Basics in DE (2025)?
Pro Erwachsener bis zu drei blühende Pflanzen, privat, kindersicher. Besitzgrenzen beachten (zu Hause vs. öffentlich; genaue Werte im CanG). Keine Weitergabe an Minderjährige. Quelle: Bundesgesundheitsministerium.

Trocknung & Reifung kurz angerissen
10-14 Tage bei ~18-20 °C und 55-60% r.F., dunkel, mit Luftbewegung - nicht direkt auf die Blüten. Danach in Gläsern „curen“: täglich kurz lüften, bis Geruch sauber und Feuchte stabil sind.

Notfall: Überdüngt - was tun?
Einmal mit pH-korrigiertem Wasser gießen, bis moderater Drain kommt. Düngerdosis halbieren. In den nächsten Tagen auf Erholung achten (neues, gesundes Grün).

Notfall: Überwässert - was tun?
Mehr Abstand zwischen den Gießgängen, Topf gut austrocknen lassen, Luftzug auf Substratoberfläche. Eventuell in Stofftöpfe wechseln, die besser atmen.

Notfall: Spinnmilben in der Blüte
Luftfeuchte kurz erhöhen (sie mögen trocken), befallene Blätter entfernen, Nützlinge einsetzen, Erntefenster prüfen. Lieber etwas früher ernten als kontaminierte Ware riskieren.

Quellen & Glaubwürdigkeit
Recht: Bundesgesundheitsministerium (Cannabisgesetz 2024/2025). Pflanzenschutz: Julius Kühn-Institut, integrierter Pflanzenschutz. Düngung/Spülpraxis: Praxisversuche von RX Green Technologies (2020). Gesundheitsinformation: BZgA.

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