Von Lena Krämer Nov, 25 2025
Welche Tipps gibt es für den Anbau von Hanf? - Praktische Anleitung für Anfänger

Hanf anzubauen ist einfacher, als viele denken - aber nur, wenn man die Grundregeln kennt. Viele starten mit guten Absichten, setzen die Samen in die Erde und wundern sich später, warum die Pflanzen nicht wachsen oder nur schwach aussehen. Der Anbau von Hanf erfordert nicht viel Technik, aber er braucht Aufmerksamkeit für Details. Es geht nicht um Geheimtipps oder teure Geräte. Es geht um Zeit, Umgebung und die richtigen Schritte - Schritt für Schritt.

Die richtigen Samen wählen

Nicht alle Hanfsamen sind gleich. Wenn du Hanf für die Faser, das Öl oder die Blüten anbauen willst, brauchst du unterschiedliche Sorten. Für Anfänger sind indica- und sativa-Sorten am einfachsten zu handhaben. Sie wachsen robust, vertragen leichtere Fehler und sind in Deutschland legal, solange der THC-Gehalt unter 0,2 % bleibt. Kaufe Samen von seriösen Anbietern, die die Herkunft und den THC-Gehalt angeben. Vermeide Samen ohne Etikett oder von unsicheren Quellen. Ein guter Samen ist fest, dunkelbraun und hat eine Marmorierung. Weiche, helle oder brüchige Samen sind meist tot.

Die richtige Zeit für den Anbau

Hanf ist eine Pflanze, die auf Tageslänge reagiert. Sie blüht, wenn die Nächte länger werden - also ab Mitte Juli. Deshalb startest du die Aussaat am besten ab Mitte April bis Anfang Mai. Dann hast du genug Zeit, bis die ersten Frostnächte kommen. Im Gewächshaus kannst du früher starten, aber im Freien ist der Zeitpunkt entscheidend. Wenn du zu früh säst, friert die Pflanze ab. Wenn du zu spät säst, reift sie nicht mehr vollständig. Die erste echte Blüte setzt meist Ende August ein. Dann bleibt dir noch sechs bis acht Wochen, bis die Ernte fällig ist.

Standort und Boden

Hanf liebt Sonne - mindestens sechs Stunden direktes Licht pro Tag. Ein sonniger, windgeschützter Platz ist ideal. Der Boden sollte locker, gut durchlüftet und nährstoffreich sein. Lehmiger Boden hält Wasser, aber er wird schnell verkrustet. Sandiger Boden trocknet zu schnell aus. Die beste Mischung ist ein leichter Lehmboden mit etwas Kompost oder Humus. Der pH-Wert liegt ideal zwischen 6,0 und 7,0. Du kannst ihn mit einem einfachen Teststreifen aus dem Gartencenter prüfen. Zu saurer Boden (unter 5,5) blockiert die Nährstoffaufnahme. Zu alkalisch (über 7,5) führt zu Eisenmangel - die Blätter werden gelb.

Eine Hanfpflanze mit blühenden Spitzen im späten August unter goldenem Licht.

Aussaat und Pflege in den ersten Wochen

Säe die Samen etwa 1 bis 2 Zentimeter tief in die Erde. Abstand: mindestens 60 Zentimeter zwischen den Pflanzen. Zu dicht gepflanzt, wachsen sie dünn und anfällig für Pilze. Gieße sanft, aber regelmäßig - nicht zu viel, nicht zu wenig. Der Boden sollte feucht, aber nicht nass sein. In den ersten zwei Wochen braucht Hanf viel Wasser, um die Wurzeln zu entwickeln. Danach wird er widerstandsfähiger. Vermeide Staunässe. Hanf verträgt keinen stehenden Wasserpfuhl. Ein Tropfsystem oder Gießen am Morgen ist ideal. Wenn du keine Gießkanne hast, kannst du eine Plastikflasche mit Löchern oben als automatisches Gießsystem nutzen.

Nährstoffe und Düngung

Hanf ist kein schwerer Fresser, aber er braucht Nährstoffe. In den ersten vier Wochen braucht er hauptsächlich Stickstoff - das fördert das Blattwachstum. Ab der fünften Woche, wenn die Pflanze in die Blüte geht, braucht sie mehr Phosphor und Kalium. Du kannst organischen Dünger wie Komposttee, Knochenmehl oder Hanf-Dünger aus dem Fachhandel verwenden. Vermeide chemische Dünger mit hohem Stickstoffgehalt - sie fördern zwar Blätter, aber nicht Blüten. Und sie schaden der Bodenbiologie. Einmal pro zwei Wochen düngen reicht. Mehr ist nicht nötig und kann schaden. Wenn die Blätter gelb werden, ist es oft ein Zeichen für Nährstoffmangel - aber auch für Überwässerung. Prüfe immer zuerst den Boden.

Umgang mit Schädlingen und Krankheiten

Hanf ist relativ widerstandsfähig, aber nicht immun. Die häufigsten Probleme sind Blattläuse, Spinnmilben und Pilzkrankheiten wie Mehltau. Mehltau zeigt sich als weißer Pulverfilm auf den Blättern - besonders in feuchten, schlecht belüfteten Bereichen. Gegen Blattläuse hilft ein einfaches Spritzmittel aus Wasser, etwas Spülmittel und Knoblauchwasser. Sprühe es morgens auf die Unterseiten der Blätter. Für Spinnmilben: erhöhe die Luftfeuchtigkeit und lüfte regelmäßig. Bei Pilzinfektionen: entferne befallene Blätter sofort und reduziere die Bewässerung. Kein chemisches Fungizid nötig - oft reicht schon eine bessere Luftzirkulation.

Geschnittene Hanfzweige hängen kopfüber in einem dunklen, trockenen Raum zum Trocknen.

Blüte und Erntezeit

Ab Mitte August beginnt Hanf zu blühen. Die Blüten wachsen dicht an den Spitzen der Äste. Sie werden weißlich-grün und bilden kleine, klebrige Drüsen. Das ist das Zeichen für die Reife. Die Erntezeit liegt zwischen Ende September und Mitte Oktober - je nach Sorte und Wetter. Wenn du die Blüten für Öl oder Tee nutzen willst, erntest du, wenn die Trichome (die klebrigen Punkte) von klar zu milchig wechseln. Wenn sie braun werden, ist es zu spät - der Geschmack wird bitter. Schneide die Äste vorsichtig ab, hänge sie kopfüber in einem dunklen, trockenen Raum auf - bei 18-22 °C und 50-60 % Luftfeuchtigkeit. Trocknen dauert 7-14 Tage. Danach kannst du die Blüten von den Stielen lösen und in Gläsern lagern.

Was du nicht tun solltest

Vermeide es, Hanf in der Nähe von anderen Pflanzen anzubauen, die du essen willst - er zieht viele Insekten an, die auch auf Gemüse lauern. Du solltest Hanf nicht in einem Topf auf dem Balkon anbauen, wenn du ihn für die Blüten nutzen willst - die Wurzeln werden zu eng. Hanf braucht Platz. Du solltest auch nicht zu viel Dünger geben, um schnelleres Wachstum zu erzwingen. Das führt zu schwachen Stängeln und Pilzbefall. Und vergiss nicht: Hanf ist eine einjährige Pflanze. Sie stirbt nach der Blüte. Du kannst keine Samen aus der Ernte für das nächste Jahr verwenden, wenn du keine kontrollierte Züchtung betreibst. Die Samen aus kommerziellen Sorten sind oft steril oder unzuverlässig.

Was du tun kannst, um Erfolg zu haben

Halte ein kleines Protokoll: Datum der Aussaat, Wetterbedingungen, Gießtermine, Düngung, erste Blüten. So lernst du, was in deinem Garten funktioniert. Beobachte die Pflanzen täglich - nicht nur, wenn du gießt. Verändert sich die Farbe der Blätter? Wachsen die Blüten gleichmäßig? Kleine Veränderungen sind die ersten Warnsignale. Nutze den natürlichen Rhythmus. Hanf wächst mit den Jahreszeiten - nicht gegen sie. Und: du brauchst keine teure Ausrüstung. Ein Sonnenplatz, etwas Erde, Wasser und Geduld - das ist alles, was du brauchst.

Ist Hanfanbau in Deutschland legal?

Ja, aber nur unter strengen Bedingungen. Du darfst Hanf anbauen, solange die Pflanzen einen THC-Gehalt von unter 0,2 % haben und es sich um zugelassene Sorten handelt. Die Samen müssen aus der EU stammen und auf der Liste der zugelassenen Sorten der EU stehen. Der Anbau zu kommerziellen Zwecken erfordert eine Genehmigung. Für den privaten Anbau ist keine Erlaubnis nötig - solange du keine Blüten erntest oder verarbeitest. Wer Blüten sammelt oder extrahiert, verstößt gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Wie lange dauert es, bis Hanf geerntet werden kann?

Die gesamte Wachstumsphase dauert zwischen 10 und 16 Wochen - abhängig von der Sorte und dem Klima. Die Aussaat erfolgt meist im April oder Mai. Die Blüte beginnt ab Juli/August. Die Ernte ist zwischen Ende September und Mitte Oktober möglich. Die Trocknungszeit nach der Ernte dauert noch 7 bis 14 Tage. Insgesamt brauchst du also etwa 4 bis 5 Monate, bis du die Blüten nutzbar hast.

Kann man Hanf im Haus anbauen?

Ja, aber es ist schwieriger als im Freien. Im Haus brauchst du künstliches Licht - mindestens 600 Watt LED-Licht pro Pflanze. Die Luftfeuchtigkeit muss kontrolliert werden, sonst entstehen Schimmel und Pilze. Die Temperatur sollte zwischen 20 und 26 °C liegen. Hanf wächst im Haus langsamer und wird kleiner. Für Anfänger ist der Anbau im Freien viel einfacher und ergibt bessere Ergebnisse. Nur wenn du keinen Garten hast, lohnt sich der Innenaufbau.

Welche Sorten eignen sich am besten für Anfänger?

Empfohlen werden Sorten wie ‘Finola’, ‘Carmagnola’ oder ‘Futura 75’. Sie sind alle EU-zugelassen, haben einen niedrigen THC-Gehalt und wachsen robust. Sie sind resistent gegen Krankheiten, brauchen wenig Pflege und liefern gute Fasern oder Samen. Sie blühen zuverlässig und sind ideal für den Anbau im Freien. Vermeide Sorten mit hohem CBD oder THC - sie sind nicht für Anfänger geeignet und können rechtliche Probleme verursachen.

Was mache ich mit den Samen nach der Ernte?

Hanfsamen sind essbar und sehr nährstoffreich - sie enthalten Protein, Omega-3-Fettsäuren und Mineralien. Du kannst sie roh essen, in Smoothies rühren oder als Topping auf Salate streuen. Sie schmecken nussig und sind ein guter Ersatz für Sesam oder Sonnenblumenkerne. Für die nächste Saison kannst du sie nicht einfach wieder aussäen - sie sind oft steril oder verlieren ihre Keimfähigkeit. Kaufe jedes Jahr neue, zugelassene Samen. Das ist sicherer und ergibt bessere Erträge.