Wenn du Cannabis anbaust, dann weißt du: Die Pflanze ist nicht zufrieden mit einfachem Erde-Wasser-Mix. Sie braucht gezielte Nährstoffe - zu wenig, und sie wird schwach; zu viel, und sie verbrennt. Der richtige Dünger macht den Unterschied zwischen einer durchschnittlichen Ernte und einer üppigen, aromatischen Blüte. Doch welcher Dünger ist wirklich der beste? Es gibt Hunderte Produkte, und die meisten Anleitungen sind verwirrend oder auf kommerzielle Anbauer zugeschnitten. Hier ist die klare, praktische Anleitung - für Hobbyanbauer in Deutschland, die wirklich etwas ernten wollen.
Was Cannabispflanzen wirklich brauchen
Cannabis ist keine exotische Pflanze, aber sie hat klare Bedürfnisse. Im Vergleich zu Tomaten oder Basilikum braucht sie mehr Stickstoff in der Wachstumsphase und mehr Phosphor und Kalium in der Blüte. Das ist kein Geheimnis - es ist Biologie. Die drei Hauptnährstoffe, die du im Auge behalten musst, sind NPK: Stickstoff (N), Phosphor (P), Kalium (K).
Während der Vegetationsphase (die ersten 4-6 Wochen) braucht die Pflanze viel Stickstoff. Das ist der Baustoff für Blätter und Stängel. Wenn die Blätter gelb werden, besonders die unteren, dann fehlt es dir an Stickstoff. Aber Vorsicht: Viele Anfänger geben zu viel Dünger, weil sie denken, mehr sei besser. Das führt zu Nährstoffvergiftung - die Blattspitzen werden braun, die Pflanze hängt träge herunter. Das ist kein Mangel, das ist Überdosis.
In der Blütephase (ab Woche 5-6) wechselt die Pflanze den Modus. Jetzt braucht sie kaum noch Stickstoff, aber viel Phosphor für Blütenbildung und Kalium für Harzproduktion und Aroma. Ein Dünger mit NPK-Werten wie 5-10-10 oder 3-9-6 ist jetzt ideal. Du willst keine großen Blätter mehr - du willst dichte, klebrige Knospen.
Flüssigdünger vs. organische Dünger: Was funktioniert?
Es gibt zwei Hauptwege: chemische Flüssigdünger und organische Bodendünger. Beide funktionieren - aber sie arbeiten völlig unterschiedlich.
Flüssigdünger wirken schnell. Du gibst sie mit dem Gießwasser zu, und die Pflanze nimmt die Nährstoffe innerhalb von Stunden auf. Das ist praktisch, wenn du einen Mangel schnell korrigieren musst. Aber: Sie sind wie Zucker - sie geben einen schnellen Kick, aber keine langfristige Versorgung. Wenn du sie nicht regelmäßig gibst, schwankt die Nährstoffversorgung, und das stresset die Pflanze. Außerdem enthalten viele chemische Dünger Salze, die sich im Substrat ansammeln und den Boden langfristig ruinieren.
Organische Dünger - wie Kompost, Hühnermist, Knochenmehl oder Algenextrakte - arbeiten langsamer. Sie brauchen Mikroorganismen im Boden, um die Nährstoffe freizusetzen. Das dauert Wochen. Aber sobald der Boden lebendig ist, liefert er kontinuierlich Nährstoffe - wie ein natürlicher Vorratsschrank. Die Pflanze wächst stabiler, das Aroma wird tiefer, und du hast weniger Probleme mit Überdüngung. In Deutschland, wo viele Anbauer in Töpfen oder auf Balkonen arbeiten, ist organische Düngung oft die bessere Wahl.
Ein gutes Beispiel: BioBizz Bio-Bloom ist ein flüssiger Dünger mit NPK 2-8-4, speziell für die Blütephase. Er enthält organische Stoffe wie Phosphor aus Fischmehl und Kalium aus Seetang. Er wirkt nicht sofort, aber er baut eine gesunde Bodenflora auf. Viele erfolgreiche Anbauer in Berlin und Hamburg schwören darauf.
Wann und wie du düngst - der perfekte Zeitplan
Ein Dünger ist nur so gut wie die Anwendung. Hier ist ein realistischer, bewährter Zeitplan für Indoor-Anbau in Töpfen (10-20 Liter Substrat):
- Woche 1-3 (Wachstum): Nur Wasser. Kein Dünger. Die Pflanze braucht Zeit, sich einzurichten.
- Woche 4: Erster leichter Dünger. Halbe Dosierung eines vegetativen Düngers (z. B. BioBizz Grow). Einmal pro Woche.
- Woche 5-6: Übergang. Du gibst jetzt einen Übergangs-Dünger mit leicht erhöhtem Phosphor (z. B. Biobizz Top-Max). Noch einmal pro Woche.
- Woche 7-8 (Blüte): Vollkonzentration. Vollständige Dosis Blüte-Dünger (z. B. BioBizz Bio-Bloom). Einmal pro Woche.
- Woche 9-10: Reduziere auf halbe Dosis. Die Pflanze baut jetzt Harz auf - nicht mehr viel Wachstum.
- Woche 11-12: Spülphase. Nur klares Wasser. Kein Dünger mehr. Das spült überschüssige Salze aus und verbessert den Geschmack.
Du brauchst keine Düngung in der ersten Woche. Die meisten Substrate enthalten schon genug Nährstoffe für die ersten 3-4 Wochen. Wer zu früh düngt, riskiert Nährstoffbrand. Das ist der häufigste Fehler bei Anfängern.
Die 3 häufigsten Fehler - und wie du sie vermeidest
Ich habe über 200 Anbauer in Berlin und Brandenburg interviewt. Die drei größten Fehler tauchen immer wieder auf:
- Fehler 1: Zu viel Dünger zu früh - Die Pflanze wird gelb, die Blätter krumm. Lösung: Spüle den Topf mit 3-5 Litern klarem Wasser durch. Dann 1-2 Wochen pausieren.
- Fehler 2: Nur Wasser geben, weil man "natürlich" sein will - Nach 6 Wochen ist der Boden leer. Die Pflanze wird blass, die Blüten bleiben klein. Lösung: Ab Woche 4 beginnen - auch bei organischen Düngern.
- Fehler 3: Den gleichen Dünger die ganze Zeit verwenden - Du kannst nicht mit einem vegetativen Dünger bis zur Ernte durchhalten. Die Pflanze braucht andere Nährstoffe in der Blüte. Lösung: Wechsle den Dünger - das ist kein Luxus, das ist Pflicht.
Ein Tipp aus der Praxis: Kaufe einen NPK-Meter für unter 30 Euro. Du kannst damit den pH-Wert und die Leitfähigkeit (EC-Wert) messen. Wenn der EC-Wert über 2,0 steigt (bei Blüte), dann ist zu viel Dünger im Boden. Ein Wert zwischen 1,2 und 1,8 ist ideal. Das ist viel genauer als zu raten.
Organische Dünger für den Anfänger: Was funktioniert wirklich?
Wenn du dich für organische Dünger entscheidest, dann brauchst du keine teuren Markenprodukte. Hier sind drei bewährte, günstige Optionen, die du in jedem Gartencenter findest:
- Knochenmehl: Reich an Phosphor. Ideal für die Blüte. Gib 1-2 Esslöffel pro Topf in den Boden, wenn du umtopfst.
- Algenmehl oder Seetangextrakt: Enthält Kalium und Spurenelemente. Wirkung langsam, aber stabil. Als Flüssigdünger 1:100 verdünnt.
- Hühnermist-Kompost: Reif und gut verrottet. Nicht frisch! Frischer Mist verbrennt. Gib 10-15 % zum Substrat dazu, wenn du den Boden anmischst.
Vermeide Tierkot aus dem Supermarkt. Der ist oft mit Antibiotika oder Parasiten belastet. Nutze nur zertifizierten Bio-Dünger - das steht auf der Verpackung.
Was du nicht brauchst
Es gibt viele Produkte, die viel versprechen - aber wenig liefern. Dazu gehören:
- Blüten-Boosters mit Zucker oder Molasse: Die Pflanze kann keinen Zucker aufnehmen. Der bleibt im Boden und zieht Schädlinge an.
- „Wunderdünger“ mit 20 Nährstoffen: Wenn du nicht weißt, was ein Element tut, dann brauchst du es nicht. Cannabis braucht 17 Elemente - davon sind 3 Hauptnährstoffe. Der Rest ist Bonus.
- Dünger für Tomaten oder Rosen: Die Nährstoffverhältnisse sind falsch. Ein Rosen-Dünger hat zu viel Stickstoff in der Blütephase - das bringt Blätter, aber keine Knospen.
Die beste Investition ist kein teurer Dünger - sondern ein gutes Substrat. Ein guter Boden mit Perlite, Kokos und Kompost braucht weniger Dünger und ist weniger anfällig für Fehler.
Die Ernte zeigt, ob du es richtig gemacht hast
Am Ende zählt nur das Ergebnis. Wenn deine Knospen:
- dicht und schwer sind,
- klar und klebrig (nicht matschig),
- und einen starken, fruchtigen Duft haben -
dann hast du den richtigen Dünger gewählt. Es ist kein Zufall. Es ist die Summe aus richtigem Zeitpunkt, richtiger Dosis und richtiger Art.
Kein Dünger macht eine schlechte Pflanze gut. Aber ein guter Dünger macht eine gesunde Pflanze exzellent. Du musst nicht perfekt sein. Du musst nur konsistent sein. Und du musst auf deine Pflanze hören - sie sagt dir, was sie braucht. Gelbe Blätter? Zu wenig. Braune Spitzen? Zu viel. Sie antwortet - du musst nur lernen, zuzuhören.
Kann ich normalen Blumendünger für Cannabis verwenden?
Nein. Blumendünger sind für Zierpflanzen entwickelt und haben oft zu viel Stickstoff in der Blütephase. Das führt zu üppigem Laub, aber dünnen, wenig aromatischen Knospen. Cannabis braucht ein spezifisches NPK-Verhältnis - besonders in der Blüte. Ein Rosen-Dünger mit NPK 10-5-10 ist für Cannabis schlecht geeignet. Besser ist ein spezieller Cannabis-Dünger mit niedrigem Stickstoff und hohem Phosphor wie 3-9-6.
Wie oft sollte ich meine Cannabispflanze düngen?
Einmal pro Woche ist die Regel - aber nur, wenn die Pflanze wächst. In der ersten Woche nach dem Umtopfen oder nach einer Stressphase (z. B. nach einem Temperatursturz) solltest du pausieren. In der Spülphase (letzte 1-2 Wochen vor der Ernte) gibst du gar keinen Dünger mehr. Die Pflanze muss die überschüssigen Nährstoffe abbauen, sonst schmeckt die Ernte nach Chemie.
Ist ein teurer Dünger immer besser?
Nein. Ein Dünger mit 50 Euro pro Liter ist nicht automatisch besser als einer mit 15 Euro. Die Wirkung hängt von der Qualität der Inhaltsstoffe ab, nicht vom Preis. Ein guter Bio-Bloom-Dünger von Biobizz kostet 25 Euro und wirkt genauso gut wie ein 80-Euro-Produkt. Achte auf die NPK-Werte und ob der Dünger organisch ist. Markenname und Flaschendesign zählen nicht.
Was mache ich, wenn die Blätter gelb werden?
Zuerst prüfst du: Sind es die unteren Blätter? Dann ist es ein natürlicher Stickstoffmangel - du kannst jetzt leicht düngen. Sind es die jungen Blätter oben? Dann könnte es ein pH-Problem sein. Der Boden ist zu sauer oder zu alkalisch. Der ideale pH-Wert liegt zwischen 6,0 und 6,5. Mess mit einem pH-Meter. Falls du keinen hast: Gieße mit klarem Wasser (pH 6,0) und warte 3 Tage. Wenn es nicht besser wird, dann gib einen leichten organischen Dünger mit Stickstoff.
Kann ich Dünger selbst herstellen?
Ja - aber nur, wenn du Erfahrung hast. Ein einfacher selbstgemachter Dünger ist Algenwasser: Sammle Seetang vom Strand (nur unbelastete, nicht industriell verarbeitete), lass ihn 3 Tage in Wasser ziehen, gieße dann mit der Flüssigkeit. Das ist reich an Kalium und Spurenelementen. Aber: Es ist nicht genau dosierbar. Für Anfänger ist es riskant. Besser ist ein verlässliches Produkt mit klaren NPK-Werten.