Von Lena Krämer Dez, 20 2025
Ist es legal, Cannabissamen nach Deutschland zu bestellen? Alles, was du wissen musst

Vielleicht hast du schon mal davon gehört: Cannabissamen online bestellen, sie in deinem Garten wachsen lassen und später selbst ernten. Klingt verlockend, besonders wenn du auf der Suche nach preiswerten Hanfsamen bist. Aber ist das eigentlich legal in Deutschland? Die Antwort ist komplizierter, als viele denken. Und sie hat Konsequenzen - nicht nur für deine Geldbörse, sondern auch für deine Freiheit.

Was genau darfst du legal kaufen?

In Deutschland ist Cannabis als Rauschmittel verboten. Das gilt für Blüten, Harz, Öle - und auch für den Konsum. Aber die Samen? Die sind eine Grauzone. Laut dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) ist der Besitz und die Züchtung von Cannabis-Pflanzen strafbar. Aber Samen, die nicht keimen können, sind nicht automatisch verboten. Viele Anbieter verkaufen daher Samen als "Sammlerstücke" oder "für den zoologischen Gebrauch". Das ist kein juristischer Trick, sondern eine offizielle Auslegung, die seit Jahren in der Praxis gilt.

Du darfst also Cannabissamen nach Deutschland bestellen - wenn sie als unkeimfähige Ware vermarktet werden. Das bedeutet: Sie dürfen nicht zum Anbau gedacht sein. Die Verpackung muss klar sagen, dass sie "nicht zum Anbau geeignet" sind. Viele Anbieter drucken das sogar in kleiner Schrift auf den Beutel. Wenn du solche Samen kaufst, bist du rechtlich auf der sicheren Seite. Solange du sie nicht anpflanzt, ist kein Verstoß gegen das BtMG gegeben.

Was passiert, wenn du sie anpflanzt?

Du hast die Samen legal bestellt. Sie liegen in deiner Wohnung. Du gibst ihnen Wasser, Licht, Erde - und sie keimen. Plötzlich wächst eine Cannabis-Pflanze in deinem Fenster. Jetzt ändert sich alles. Sobald die Samen keimen und eine Pflanze entsteht, wird es illegal. Die Pflanze ist eine Betäubungsmittel-Pflanze. Der Besitz von einer oder mehreren Cannabis-Pflanzen ist eine Ordnungswidrigkeit - und bei mehr als drei Pflanzen sogar ein Straftatbestand.

Die Polizei kann deine Wohnung durchsuchen, wenn sie Verdacht hat. Ein einziger Pflanzenstängel reicht aus, um ein Ermittlungsverfahren einzuleiten. Du musst dann beweisen, dass du die Pflanze nicht zum Konsum angebaut hast. Das ist fast unmöglich. Selbst wenn du nur eine Pflanze hast, um Stress abzubauen, gilt das als illegaler Anbau. Die Strafen reichen von Geldbußen bis zu mehreren Monaten Haft - je nach Menge und Vorstrafen.

Woher kommen die Samen, die du online kaufst?

Die meisten Hanfsamen, die in Deutschland bestellt werden, kommen aus den Niederlanden, Spanien oder Kanada. Dort ist der Handel mit Cannabissamen legal - solange sie nicht für den Konsum vermarktet werden. Anbieter in diesen Ländern verkaufen Samen mit Etiketten wie "für Sammler" oder "nicht zum Verzehr". Das ist der einzige Weg, wie sie nach Deutschland gelangen können, ohne dass der Zoll sie beschlagnahmt.

Der Zoll prüft Pakete nicht systematisch. Aber wenn sie etwas Verdächtiges finden - zum Beispiel Samen in einer Verpackung mit Bildern von Cannabisblüten - können sie das Paket einbehalten. Dann bekommst du einen Brief vom Zollamt: "Ihr Paket enthält verbotene Substanzen. Bitte erklären Sie den Zweck." Wenn du nicht nachweisen kannst, dass die Samen nicht zum Anbau gedacht sind, wird das Paket vernichtet. Und du wirst nicht zurückerstattet.

Was ist mit Hanfsamen aus dem Lebensmittelhandel?

Es gibt eine andere Art von Samen: Hanfsamen aus dem Supermarkt. Die sind nicht mit Cannabis-Samen zu verwechseln. Diese stammen von industriellen Hanf-Sorten, die weniger als 0,2 % THC enthalten. Sie sind als Nahrungsmittel zugelassen - du kannst sie in Müslis, Smoothies oder Salaten essen. Sie enthalten kein THC, kein CBD, keine Rauschwirkung. Und sie sind vollkommen legal.

Die Unterscheidung ist wichtig: Cannabissamen (von psychoaktiven Sorten) vs. Hanfsamen (von Nutzhanf). Die erste Sorte darf nicht angebaut werden, die zweite ist ein gesundes Lebensmittel. Wenn du auf der Suche nach preiswerten Samen bist, dann kaufe Hanfsamen aus dem Bioladen. Sie sind günstig, gesund und legal - ohne juristisches Risiko.

Zwei Gläser mit Samen: links verbotene Cannabissamen, rechts legale Hanfsamen mit Lebensmitteln.

Was passiert, wenn du Samen aus dem Ausland bestellst?

Wenn du online bestellst, achte auf drei Dinge:

  1. Verpackung: Muss klar "nicht zum Anbau" oder "für Sammler" sagen. Keine Bilder von Blüten.
  2. Preis: Wenn du 10 Samen für 5 Euro bekommst, ist das verdächtig. Legale Samen kosten mindestens 10-20 Euro pro Packung.
  3. Verkäufer: Kaufe nur von Anbietern mit deutscher oder EU-Adresse. Keine Anbieter aus Russland, China oder den USA - die haben oft keine rechtliche Absicherung.

Ein seriöser Anbieter gibt dir eine Rechnung mit der Angabe: "Cannabissamen, nicht zum Anbau geeignet, gemäß § 2 BtMG". Das ist dein Schutzschild. Ohne diese Angabe bist du auf eigene Gefahr.

Was ist mit CBD-Samen?

Viele Anbieter werben mit "CBD-Samen". Das ist irreführend. Es gibt keine Sorte, die nur CBD produziert. Alle Cannabis-Pflanzen enthalten eine Mischung aus THC, CBD und anderen Cannabinoiden. Selbst wenn eine Sorte als "hoch-CBD" verkauft wird, enthält sie immer auch THC - oft mehr als 0,2 %. Und das macht sie illegal zum Anbau.

Wenn du CBD willst, kaufe es als Öl, Tropfen oder Kapseln - und nur von zertifizierten Herstellern. Der Anbau von CBD-Pflanzen ist in Deutschland genauso illegal wie der von THC-Pflanzen. Der Unterschied im Gehalt ändert nichts am Gesetz.

Warum ist das Gesetz so unklar?

Das BtMG ist aus den 1970er-Jahren. Damals ging es um Drogenkriminalität. Heute geht es um Pflanzen, die in vielen Ländern als Medizin oder Nutzpflanze gelten. Die Politik hat sich nicht angepasst. Deshalb gibt es diese Grauzone: Samen sind nicht verboten - aber ihre Nutzung schon.

Einige Richter haben schon entschieden, dass der bloße Besitz von Samen nicht strafbar ist - wenn keine Anbauabsicht nachgewiesen werden kann. Aber das ist kein Gesetz, sondern eine Einzelfallentscheidung. Du kannst dich nicht darauf verlassen.

Hand legt einen Samen in ein verschlossenes Glas, draußen wächst eine Cannabispflanze im Schatten.

Was tun, wenn du schon Samen bestellt hast?

Wenn du Samen erhalten hast und sie nicht anpflanzen willst: Lagere sie sicher, am besten in einem verschlossenen Behälter, wo niemand sie findet. Entsorge sie nicht einfach im Müll - das könnte als Beweis für Absicht gewertet werden. Gib sie lieber an eine Behörde ab - zum Beispiel die Polizei. Du kannst sagen: "Ich habe diese Samen erhalten und möchte sie nicht besitzen." Das ist dein bester Schutz.

Wenn du sie bereits angebaut hast: Hör sofort auf. Entferne die Pflanzen. Melde dich nicht freiwillig bei der Polizei - das könnte dich belasten. Aber wenn du schon erwischt wurdest, sprich mit einem Anwalt. Ein einfacher Anbau von einer Pflanze kann oft mit einer Geldstrafe abgegolten werden - aber nur, wenn du kooperierst.

Alternativen: Was kannst du stattdessen tun?

Wenn du Cannabis aus gesundheitlichen oder kreativen Gründen nutzen willst: Es gibt legale Alternativen.

  • Hanftee: Aus Industriehanf, THC-frei, beruhigend.
  • CBD-Öl: Zertifiziert, legal, wirkt entzündungshemmend.
  • Adaptogene Kräuter: Ashwagandha, Rhodiola - helfen bei Stress, Schlaf, Konzentration.
  • Industriehanf als Nahrung: Samen, Proteinpulver, Hanföl - reich an Omega-3, Eiweiß, Ballaststoffen.

Du musst nicht gegen das Gesetz verstoßen, um die Vorteile von Hanf zu nutzen. Die Natur bietet dir viele Wege - ohne Risiko.

Was passiert, wenn du ein Paket bekommst?

Wenn du ein Paket mit Cannabissamen erhältst, prüfe sofort:

  • Steht "nicht zum Anbau geeignet" auf der Verpackung?
  • Wurde es von einem EU-Anbieter versandt?
  • Enthält es eine Rechnung mit rechtlichem Hinweis?

Wenn nein: Öffne es nicht. Gib es an die nächstgelegene Polizeistation ab. Sag: "Ich habe ein Paket erhalten, das ich nicht bestellt habe und das möglicherweise verbotene Substanzen enthält." Du tust dir damit einen großen Gefallen. Denn: Wer nicht weiß, was er bekommt, kann nicht beweisen, dass er keine Absicht hatte.